Das Krafft-Epos




























Schriftrolle 42 (SP)
'Die Krafft-Apokalypse'
(Originaltext um 2007 v. Chr. in Alt-philistäischer Keilschrift verfaßt)

"Mein Name ist Monica Lewinski - ich bin ihre neue Praktikantin, Herr Präsident! Ich stehe voll zu Ihrer Verfügung", sage die junge Frau mit leicht zitternder Stimme. Überrascht dreht sich der Präsident mit den brisanten Unterlagen in der Hand zur Tür: "Ach so...ähhh...guten Tag...ähhhh...sagen Sie doch Bill zu mir...warten Sie bitte, Miss Lewinski...". Hastig legt er die Unterlagen mit dem Schriftzug 'Top Secret' unter einen Stapel Zeitschriften. "Treten Sie näher! Frau Lewinski - ja?". Die hübsche Junge Frau lächelt verlegen, bewegt sich vorsichtig einige Schritte nach vorne und sagt dabei: "Ja - da bin ich! Ich darf Ihnen in den nächsten Wochen helfen, ihre alten Unterlagen aufzuräumen!". Entzückt von der bezaubernden Erscheinung schüttelt er ihre samtweiche Hand und spricht: "Das trifft sich ja ausgezeichnet. Ich kann Hilfe hier gut gebrauchen! Sie ahnen gar nicht, mit was für einem Müll ich mich tagtäglich herumschlagen muss - eben gerade jetzt kam mein Innenminister zu mir und drückt mir einen Stapel geheimer Unterlagen in die Hand. Sie müssen wissen, ich arbeite seit 20 Jahren mit ihm zusammen und in kann mich immer auf ihn verlassen - aber jetzt das hier: angeblich hätte die NSA in der originalen Unabhängigkeitserklärung unserer Nation eine geheime Botschaft dekodiert...darin geht es um eine prophetische Warnung vor einer gefährlichen Organisation, die sich als 'Krafft-Church'' bezeichnet, und um jeden Preis zerschlagen werden muss! So einen Unsinn hätte ich niemals von ihm erwartet!". "Die Frau antwortet: 'Herr Präsident, ich muss jetzt noch zu einer Einführungs-Besprechung und erscheine dann morgen pünktlich um 14 Uhr in ihrem Büro, um sie mit Ihren Unterlagen zu unterstützen...!'...der Präsident unterbricht Sie: "Was haben sie da eigentlich für eine interessante Armbanduhr". Er blickt dabei auf ihr rechtes Handgelenk. Eine längliche, runde Scheibe mit einem blinkenden bläulichen Symbol, das aussieht, wie eine Kombination aus einem Kreuz und dem Buchstaben 'K'. "Das ist gerade der neuste Trend...man nennt es IWatch!...Ich muss jetzt aber wirklich gehen...Herr Präsident: eine Kleinigkeit möchte Ich Ihnen noch sagen: Ich stehe ihnen wirklich 'zur Verfügung' - ganz egal, WAS sie möchten, ich tue es!". Der Präsident sieht sie reglos an und schluckt: 'ganz egal, WAS ich möchte...,sagst du?'. Sie antwortet: "Völlig egal WAS sie möchten, ich tue es!". "Dann bleiben Sie doch bitte noch einen Augenblick, sie könnten mir da einen kleinen Gefallen tun"...sagte er leise und verschloss dabei seine Bürotür..."

Brrrrrrrrrrrr-Brrrrrrrrrrrrr; 'Hyper, Hyper...' Brrrrrrrrrrrrrrr Brrrrrrrrrrrrrr; 'Hyper...'. Schweißgebadet wacht Jens auf! "Was für ein irrer Traum - Monica Lewinski und....was für ein merkwürdiger Traum!". Langsam kommt er in die Realität zurück. Seine (Ex-)Freundin hat ihn letzte Woche verlassen und steht kurz davor, den Sorgerechtsstreit um die Katze zu gewinnen. Sein Job als Werbetexter läuft nicht so gut, der Chef droht ihm mit Entlassung, wenn es ihm nicht gelingen sollte, mehr subtile Schleichwerbung eines Kunden in Wikipedia einzubauen. Mit der Miete ist er einen Monat im Rückstand, weil seine Freundin nicht mehr zahlt. Sein World-of-Warcraft-Account (oder der von irgendeinem anderen Online-Rollenspiel) wurde gestern gesperrt, weil man ihn dabei erwischt hat, WoW-Gold von chinesischen Spielern bei Ebay eingekauft zu haben.

Es ist Samstag und etwa 17:30. Das Handy vibriert und spielt pausenlos: "Hyper, Hyper!" - benommen betrachtet er mit einem zugekniffenen Auge das Display: Sein Kumpel Bernd ruft an! Verschlafen schlägt er das Handy ans Ohr: "Hmmmmm was gibt's denn Bernd; Ich schlaf' noch - weist du wie spät es ist?". Im selben Moment teilte ihm sein Kopf mit, dass er Kopfschmerzen hat, und sein Bauch erinnert ihn daran, welche Getränke in der letzten Nacht dazu beigetragen haben. Bernd legt gleich los: "Reiß Dich zusammen...ich bin doch auch schon wieder fit! Ich habe ausgezeichnete Neuigkeiten für Dich...". Im selben Augenblick hört Jens die Türklingel. "Warte mal Bernd, bei mir klingelt es gerade...". Bernd erzählt einfach weiter: "Gestern Abend habe ich auf der Party einen echt verrückten Kerl getroffen - der hat mir 500 EUR für einen Job an der Theke während einer Veranstaltung von ihm angeboten! 500 Eier...leider kann ich zu dem Termin nicht, meine Freundin hat uns gestern Karten fürs Theater besorgt und bringt mich um, wenn ich an dem Abend freiwilig arbeite...da habe ich an dich gedacht!...Gerade eben ist mir das eingefallen... wenn du willst, dann ruf ich den Kerl gleich an und melde Dich für den Job an...er setzt sich dann mit dir in Verbindung! Mann!...der war vielleicht komisch, der hat mir irgendetwas Wirres von einem 'Kraft-Komplex', einem goldenen Dietrich und irgendeiner esoterischen alten Energie-Kirche erzählt...dann hat er sich von mir verabschiedet und meine Rechnung war auch bereits bezahlt!" Jens öffnet die Tür: "Warte mal kurz, Bernd...ich guck' mal, wer da an der Tür ist...". Vor ihm steht ein kleines Mädchen mit roten Haaren in einem schwarzen Kleid: "Das ist für Dich!". Sie drückt ihm einen Umschlag in die Hand mit dem Schriftzug 'Jens (Krypta-Job)". "Komisch..." - denkt er - "Kein Absender!". "Bernd...bist Du noch dran....?". Sein Handy schweigt. Wo ist das kleine Mädchen hin? Er schließt die Tür hinter sich und öffnet den Umschlag.

Einige 1000 Kilometer in der Hauptzentrale der NSA (USA). "Chief, wir haben Alarm 'Omega' in Germany, Oldenbourgh. Die Words 'Krafft-Komplex', 'golden Dietrich' and 'Energy Church' tauchten gerade im selben Satz auf - Spracherkennungssystem 'Echotron' . Gerade meldet die Südpol-Basis Giga-Hertz-Aktivität aus Stonehenge, Gizeh und Rapa-Nui in Richtung Zeta-2-Reticuli-System und zusätzlich Tera-Hertz-Aktivität in Richtung Sirius-'System!". Der Chief greift zu seinem Handy, drückt einen blauen Knopf und sagt: "Wir sind hier gerade auf Omega-Status; Ich will sofort zwei Einheiten beim Standort haben...Oldenburg/Germany...Autorisation: 'Kilo-Romea-Alpha-Foxtrott-Foxtrott-Tango!'- Mein Jet ist in weniger als 10 Minuten startklar - Los jetzt!...

Jens öffnet den Umschlag liest ein Zettel: Es geht um den Theken-Job: Kommen Sie jetzt gleich sofort in die 'Schloßschänke'. Jens denkt sich: 500 Euro für einen Abend Theken-Dienst...das ist doch leicht verdientes Geld! Er duscht, zieht sich an und geht in Richtung Park zur Schloßschänke. Dort angekommen setzt er sich vor das Lokal an einen Tisch. "Wie erkenne ich den Mann bloß?", denkt er sich und beobachtet die Gäste. "Quiiiiiiiiiiiiiitschhhhhhhhhhhh" - plötzlich bremst ein schwerer schwarzer BMW direkt vor der Schänke...die beiden Hintertüren öffneten sich und zwei große, kräftige farbige Bodybuilder steigen aus. Beide haben einen schwarzen Anzug an und tragen eine schmale Sonnenbrille. Sie gehen direkt auf Ihn zu, der eine sagt dabei mit einem norwegischen Akzent: Frederick, da ist der Diakon!", "I see, Albert!", antwortet der andere. Sie ergreifen Jens, und schleifen ihn in den Wagen. "Hey ihr Affen! Lasst mich sofort wieder gehen - ich habe gleich ein Vorstellungsgespräch!", schimpft er eingequetscht zwischen den beiden Muskelpaketen. Der Wagen heult los. Wortlos schiebt einer von ihnen einen Ärmel hoch. Jens erblickt eine Art 'Uhr' mit einem blauen Symbol, das wie ein Mischung aus dem Buchstaben 'K' und einem Kreuz aussieht. Das K-Kreuz verwindet und merkwürdige Symbole leuchteten auf dem Display auf. In dem Moment, als er sie erblickt spürt er ein merkwürdig warmes Gefühl und fällt augenblicklich in Ohnmacht.

Einige Stunden später erwacht Jens er auf einer Parkbank. Neben ihm sieht er den schwarzen BMW, die beiden Gorillas stehen daneben. Einer von Ihnen hebt die Hand und deutet auf einen Weg, der direkt in einen dunklen Wald hineinführt... Jens steht auf, blickt um sich und geht noch leicht benommen in den Wald hinein. Er vernimmt einen angenehmen süßlichen Geruch. Die Luft ist warm und frisch. Er denkt sich: "Was mache ich hier eigentlich?". Nach einigen Minuten sieht er, wie der Weg plötzlich aufhört. Dort befindet sich eine Parkbank und ein alter Mann in einem dunklen Anzug sitzt da und blickt ihn an. "Setzen Sie sich, Jens!", sagt eine dunkle Stimme. Jens gehorcht und setzt sich neben den komischen Kauz. Das Gesicht des Alten ist von einer dunklen Kapuze verdeckt. "Bitte entschuldige die spontane Rekrutierung - es sind schwierige Zeiten für unseren Orden und wir dürfen kein Risiko eingehen!" Jens sagt: "Was wollen Sie von mir?" Der schwarze Mann antwortet ihm: "Heute Abend wirst du dir 500 Euro verdienen! Du wirst eine Art 'Punsch' verteilen - aber ich warne dich: Lass dich von meinen Gästen nicht dazu überreden, selbst von dem 'Punsch' zu kosten. Egal wie sehr sie Dich bitten und anflehen! Das ist der einzige Rat, den ich Dir gebe: Probiere nicht von dem Punsch!". Der alte Mann greift mit seinen knorrigen Händen an seinen Hals und holt eine mintgrüne Krawatte hervor. "Jens blickt jetzt direkt in ein hängendes Auge! - der Alte sieht ihn an". Jens spürt plötzlich, wie sich die Krawatte selbstständig um seinem Hals bindet. Einen Augenblick später ist der alte Herr plötzlich spurlos verschwunden - weit und breit keine Spur... Dann aber bemerkt er einen seltsamen mystischen Gesang im Inneren des Waldes. Zwischenzeitlich ist es etwas dunkler geworden, trotzdem steht Jens auf und folgt dem merkwürdigen Gesang.


Währendessen in einem kleinen Tarnkappen-Jet mit Ziel Deutschland: (am roten Telefon) "Hier spricht der Chief (wütend/hektisch) - was soll das heißen: 'Das Telefonsignal ist nicht mehr zu orten'? Ich will den Namen des Besitzers, seine Adresse...was sagen Sie? Alle Einträge zu dieser Nummer sind spurlos gelöscht und in keiner Datenbank mehr vorhanden? Auch kein Backups? Die Telefongesellschaft hat einen Datencrash erlebt? Wenn ich in spätestens 10 Minuten keinen positiven Bericht erhalte informiere ich den Senat!" Er sagt zum Piloten: "Kurskorrektur ausführen - sofort! - ich habe gerade geänderte Ziel-Koordinaten rein bekommen!"

Jens läuft einige Minuten in den Wald hinein und folgt dem schönen Gesang bis zu einer Lichtung. Etwa 15 Gestalten in langen Ritualgewändern sitzen um eine großes Feuer herum und singen sich in Meditation. "Tfffffaaaark! Tfffffaaark" Es riecht herrlich süßlich und würzig. Die Sonne ist fast untergegangen und ein leuchtend heller Vollmond erhellt die Waldlichtung. Einige Meter vom Feuerkreis entfernt steht ein Tisch aus Marmor mit einer tiefen goldenen Schale und einer Kelle. "Der Punsch!" , denkt Jens. "Es ist nur ein Job und er wird gut bezahlt - was soll's?", sagt er sich und tritt hinter den Mamortisch und rührte in der Flüssigkeit - es schwimmen komische Stücke darin....

Unterdessen 8,7 Millionen Lichtjahre entfernt: In einer großen grün-leuchtenden Halle stehen tausende von Glaszylindern herum. Jedes ist etwa 10 Meter hoch und 3 Meter breit. Im Innern erkennt man grün/bläulich schimmernde Gehirne, die an Schläuchen und Kabeln mit einem großen zentralen Zylinder verbunden sind. Um jeden Zylinder herum ist eine große mintgrüne Krawatte geschlungen - auch die etwa 1.5m großen humanoiden Aliens mit Mandelaugen tragen auf ihrer gräulichen Haut um den dünnen Hals geschlungen jeweils eine mintgrüne Krawatte. Offensichtlich überwachen sie die Bio-Parameter der Glaszylinder um optimale Lebensbedingungen für die Gehirne sicher zu stellen. Das Gehirn im mittleren Zylinder beginnt zu pulsieren, zeitgleich ertönt eine verzerrte Stimme. Die Sektoiden bleiben stehen und achten auf die Durchsage. Die Übersetzung lautet ungefähr: "Zentral-Enzephalon an Basal-Koordinatoren: Terra-Aktivität von unseren Warn-Sensoren! 'Kraft-Komplex! Krafft-Kirche! Dietrich!' Sektor Terra bleibt weiterhin extra-territoriales Gebiet wg. aktiver Krafft-Aktivität! Terra ist immer noch viel zu gefährlich für uns. ". Nach Beendigung der Durchsage nehmen die Sektoiden ihre Tätigkeiten mit doppelter Intensität wieder auf.

Jens steht ruhig hinter dem Mamortisch und rührt mit der Kelle in dem 'Punsch'. Es riecht nicht wirklich nach Punsch, eher erdig und nussig. Eine Art Priester in einer roten Robe steht aus dem Kreis auf, greift in seine Tasche, schreit mit männlicher Stimme 'Krafft' und wirft ein Objekt ins Feuer, das Ähnlichkeit mit einer Duracell-Batterie hat. Andere Ritualteilnehmer stehen daraufhin ebenfalls auf, rufen mit (weiblicher Stimme?) 'Mit uns!' und werfen ebenfalls Duracell-Batterien ins Feuer. Das Feuer färbt sich daraufhin und nimmt eine konstante, kräftige blaue Färbung an! Jetzt beginnt der 'Priester' einen merkwürdig (norwegisch klingenden) Gesang anzustimmen, dreht sich dabei vom Feuer weg und streckt seine Arme zum Himmel. Nach einiger Zeit öffnet sich vor dem roten Priester der Erdboden und ein Felsen?...nein! Eine Statue durchsticht das Gras - eine gewaltige etwa 3 Meter hohe Osterinselstatue - ein Moai - erhebt sich den Erdboden durchstoßend, hinter dem Bannkreis des magischen Feuers. Eine Gestalt aus dem Kreis, wahrscheinlich eine Priesterin, steht auf und kniet sich vor die Staue, greift in ihren Umhang und holt ein grünes Buch hervor. Das Feuer knistert und scheint intensiver zu brennen. Sie spricht nun mit zarter fester Stimme: 'Die Krafft möge es segnen - mein heiliges Studienbuch!' Der Priester stellt sich daraufhin neben sie, legt seine Hand auf die Stirn der Jungfrau und spricht: 'Aperto et libero tuus occulus imprrrrrimis! Erhebe Dich als Priesterin der Krafft'. Sie erhebt sich, und lässt dabei elegant ihr schwarzes Ritualgewand vom Körper gleiten. Jens erblickt die schönste Gestalt, die er je erblickt hat: Schwarze Haut, wunderschöne dunkle lange Haare, und völlig unbekleidet. Dann dreht sie sich zu Jens um und schreitet langsam auf seinen Mamortisch zu. Sein Herz scheint stehen zu bleiben. Bei ihrem Anblick durchströmt ihn ein heißer elektrisierender Schauer durch den ganzen Körper. Sie sagt mit warmer Stimme: "Gib mir von dem Fleisch Gottes!". Reflexartig taucht er seine Kelle in die goldene Schale und reicht ihr sie. Sie trinkt und blickt ihn dabei tief aus ihren dunklen großen Augen an. Er spürt seinen rasenden Puls. Dann fordert sie Jens auf: "Trink!". Jens zögert zunächst. "Trink jetzt - und du wirst sein wie Gott!" verspricht die schöne Gestalt in voller Überzeugung und hält ihm die Kelle weiter entgegen. Daraufhin nimmt Jens die Kelle, setzt sie an seine Lippen und trinkt sie in einem Zug aus! Er sprührt wie seine Wahrnehmung verschwimmt! Einige Zeit später hat er das Gefühl, einige Meter außerhalb seines eigenen Körpers zu stehen. Er beobachtet, wie eine weitere Priesterin ihr Ritualgewand vom Körper gleiten lässt und diesmal wunderschöne blonde Haare und eine makellose helle Haut freilegt. Auch sie schreitet zu ihm und nimmt einen Schluck 'Soma' entgegen. Jens fühlt sich schwindelig und muss sich am Tisch festhalten. Die beiden Priesterinnen positionieren sich vor der Statue und sehen sich direkt in die Augen. Die Augen der Statue beginnen allmählich, blaues Licht abzustrahlen. Der Priester ruft: "Die dunkle und die helle Seite der Krafft mögen sich vereinigen! Möge es geschehen - für alle Zeiten an allen Orten des Universums!" Daraufhin gehen die dunkle und die blonde Priesterin aufeinander zu und beginnen sich auf eine höchst bizarre und erschaudernde Art und Weise zu vereinigen. Jens wird jetzt noch schwindliger und die Handlung entfernt sich weiter von ihm. Er nimmt gerade noch wahr, wie die andere Priesterinnen ihre Gewänder abstreifen, Soma trinken und das Ritual auf eine Weise fortsetzen, wie er es sich in seiner farbigsten Phantasien seiner Pubertät nicht hätte vorstellen können. Alles verschwimmt schließlich. Er sieht jetzt einen schlanken Wal, unter Blitzen und Tosen. Tentakeln peitschen sich durch den Nebel. Stimmen sagen zu ihm mit einem Echo: "Er steht unter Krafft-Einfluß". Schließlich befindet er sich in einem Zustand höchster Glückseligkeit, begleitet von einem wohligen Ausscheiden sämtlicher Körperflüssigkeiten...vereint mit dem Universum.

Hellwach! Plötzlich steht er hellwach und nüchtern vor dem Feuer. Um den Moai (die Osterinselstatue) befindet sich eine gigantische Krawatte, die aus den Gewändern der Priesterinnen zusammengeknotet worden ist. Vor der Statue 'schwebt' der Priester in einem schwarzen Umhang. Sein Gesicht bleibt hinter seiner dunklen Kapuze verborgen. Die Priesterinnen sind verschwunden. Mit dunkler, verzerrter Stimme spricht der schwebende Priester: "Trink!". Vor Jens schwebt plötzlich eine Holzschale mit einer Flüssigkeit. Gehorsam nimmt er einen Schluck des warmen Getränks in dem kleine Stücke schwimmen: Es schmeckt nach Nüssen, Erde und Fleisch. Der Priester spricht: "Erzähl mir was Nettes! Erzähle mir von der Zukunft". Plötzlich erscheinen für einige Sekunden vor Jens Auge schnelle Bilder, Schatten und Erscheinungen". Jens antwortet in einem gewaltigen euphorischen und visionären Ausbruch der Erleuchtung: "Ich sehe den Nachfolger von Papst Benedikt. Der alte Papst wurde irgendwie 'abgewählt' oder so - der neue wird mit 'Papst Petrus' angesprochen und trägt unter seinem Talar eine Art Uhr mit einem Symbol; es sieht aus wie eine Mischung aus einem Kreuz und dem Buchstaben 'K'! Er ist es, der ein selbstgeschriebenes neues 67igstes Bibelbuch in den Kanon der heiligen Schrift aufnimmt; er nennt es: 'Die Krafft-Apokalypse'. Die Menschen beginnen das Zeitalter des Wassermanns zu feiern. Sie zelebrieren die Vereinigung der hellen Seite der Kraft mit ihrem dunklen Gegenpol. Alles vereint sich: Länder, Nationen, Menschen, Polytheismus mit Monotheismus, Ost und West, tierisches und pflanzliches Leben, Erde Holz und Pilz, belebtes und unbelebtes, Geschlechter, Sprachen, Formeln; Währungen, Welten und Wahrheiten...es wird etwas Wunderbares geschehen!", Darauf spricht der Priester "so sei es - die Krafft möge mit dir sein!" Darauf verliert verliert Jens das Bewusstsein.

Viele Stunden später wacht er in seiner Wohnung auf. An seinen Füßen befinden sich Gummi-Taucherflossen, die er rasch wieder abstreift. Sein gesamter Körper ist übersäht mit Lippenstift-Abdrücken. Auf dem Küchentisch findet er einen Umschlag mit 5 x 100 Euro-Scheinen. Jens zählt noch benommen das Geld und schaltet den Fernseher ein. Viel lieber hätte er sich jetzt den Livestream dreier Prominenter im Internet angesehen, die sich mit einer Kiste Bier und einigen Flaschen Wein am Wochenende vor ihre Webcam zusammensetzen und philosophische Fragen diskutieren. Doch diese Internet-Sendung lief schon gestern. "Was zur Hölle ist letzte Nacht eigentlich mit mir passiert, verdammt?". Jens sieht gespannt in den Fernseher: "Und nun die Promi News: Dieter Bohlen behauptet, Ulla Poppen hätten versucht, ihn zu vergewaltigen!"...ZAPP..."Jetzt im Jammer-Spar-Abo: Der größte Hit von Wenke Myrrhe"...ZAPP...."Hatte der Pharo Batterien am Leib?"....ZAPP...Joachim Bürgers neuer Bestseller 'Warum ich Alice Schwarzer heiraten will!' wird jetzt verfilmt...ZAPP... "Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der Tagesschau. Es ist Sonntag 18 Uhr. Guten Abend meine Damen und Herren. Soeben erreicht uns die Meldung, dass ein Jet eines amerikanischen Geheimdienstes mitten auf dem roten Platz in Moskau gelandet sei. Der leitende Agent wurde festgenommen und soll in den nächsten Stunden der amerikanischen Botschaft übergeben werden. Für einige Sekunden konnte einen Reporter eine Audioaufzeichnung des offensichtlich verwirrten Agenten aufnehmen: Sinngemäß sagte der Agent:'Laßt mich los ihr blöden [ZENSIERT]! Die Krafft-Kirche ist in Oldenburg/Germany aktiv - ich sollte nach Oldenburg fliegen NICHT nach Moskau Ihr bescheuerten [ZENSIERT]!'".

Zur gleichen Zeit im Petersdom/Rom. "Mein Name ist Paris Hulton - ich bin ihre neue Praktikantin, heiliger Vater! Ich stehe voll zu Ihrer Verfügung", sagt die junge Frau mit leicht zitternder Stimme. Überrascht dreht sich der Papst mit den brisanten Unterlagen in der Hand zur Tür..."Ach so...ähhh...guten Tag...ähhhh...sagen Sie doch Joseph zu mir...

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